Das Sturmtief Alice macht sich auch in dieser Nacht mit heftigen Böen bemerkbar. Wir befinden uns in einem Wald nördlich von Estellencs, wo das Rauschen der Blätter immer wieder vom dumpfen Aufeinanderschlagen der Äste unterbrochen wird. Gegen 7 Uhr steige ich aus dem Zelt und habe mich inzwischen fast schon daran gewöhnt, dass es zu dieser Jahreszeit in Mallorca fast bis um 8 Uhr dunkel bleibt. Trotz Dunkelheit haben die Windböen eine angenehme Wärme, wodurch ich in Ruhe die Morgendämmerung im Wald geniessen kann und beginne, einen Kaffee aufzukochen. Nach einem kleinen Frühstück bauen wir unser Lager ab und laufen im Wald weiter in Richtung Banyalbufar. Heutiges Tagesziel ist das etwas mehr als 25 km entfernte Bergdorf Valldemossa.
Nach etwas mehr als einer Stunde sanften, aber abwechslungsreichen Auf- und Abstiegen durch den Wald erreichen wir das erste Zwischenziel Banyalbufar an der Küste der Serra de Tramuntana. Dort füllen wir unsere Vorräte auf und machen eine kleine Pause, bevor wir später weiter in Richtung Esporles wandern. Das Wetter trübt sich nach dem Zwischenhalt rasch ein, und auf dem Hügel zwischen Banyalbufar und Esporles geraten wir in ein Gewitter. Der Niederschlag ist so intensiv, dass wir in kürzester Zeit durchnässt sind. Aus diesem Grund machen wir in Esporles einen kurzen Halt und checken kurz das Wetter. Die Prognose für den heutigen Nachmittag verleitet uns dazu, dass wir bis um 13 Uhr eine einstündige Pause in Esporles machen und danach ohne Regen noch drei bis vier Stunden nach Valldemossa wandern können.
Das Gewitter hat sich inzwischen komplett verzogen und wie vom Wetterradar prophezeit zeigt sich sogar etwas Sonne. Nördlich von Esporles folgen wir einer Asphaltstrasse hinauf zum Coll de sa Basseta und hängen gleichzeitig unsere nassen Kleidungsstücke an die Rucksäcke. Die Temperaturen steigen rasch an und durch den Wind trocknet sich unsere Kleidung relativ schnell. Nach zwei Auf- und Abstiegen durch eindrückliche Wälder erreichen wir schliesslich Valldemossa. Auch hier wollen wir uns unser Etappenbier nicht entgehen lassen. Inmitten des Gewimmels von Tagestouristen sitzen wir in einer Bar und geniessen ein Bier, während die letzten Stücke unserer Ausrüstung in der Sonne zum Trocknen liegen. Gegen 18 Uhr steigen wir dann nochmals einige Höhenmeter in einen Wald nördlich von Valldemossa auf, genau genommen zur Alp de ses Basses, wo wir einen wunderbaren Platz zum Zelten finden. Zum ersten Mal ist der Himmel ober uns klar, für die Nacht sind keine Gewitter prognostiziert und es weht kein Wind. Solange es noch hell ist geniessen wir für ein paar Augenblicke die Abendidylle, bevor wir uns später in den Zelten hinlegen.