Die Isle of Skye ist eine Insel an der Westküste Schottlands, welche durch ihre Abgeschiedenheit und ihren mystischen Charakter weit über das Vereinigte Königreich hinaus bekannt ist. Der inoffizielle Skye Trail ist ein anspruchsvoller, grösstenteils wegloser Fernwanderweg, welcher von Rubha Hunish im Norden von Skye die Insel bis nach Broadford im Süden von Skye durchquert. Nebst spektakulären Küstenlandschaften zählen die Trotternish Ridge im Norden sowie die Cuillin Hills im Süden zu den Highlights des Trails. Die Trotternish Ridge ist eine klippenartige, rund 30 km lange Felsformation, die sich über den nördlichen Teil von Skye erstreckt. Innerhalb eines Tages wandert man darauf ungefähr 20 km, mit einem Gesamtanstieg von rund 2'000 hm. Die Cuillin Hills im Süden traversiert man durch Täler und man wird mit besten Aussichten auf die schroffen Black Cuillins sowie die runden, sanften Red Cuillins belohnt. Während unseren fünftägigen Tour haben wir auf den rund 140 km ausschliesslich Sonne und gutes Wetter gehabt, was für schottische Verhältnisse wohl einem 6er im Lotto entspricht…
Die Anfahrt von Edinburgh teilen wir in zwei Tage auf, da wir erst am Nachmittag in Schottland ankommen werden. Weil wir mit dem Zelt unterwegs sind, kaufen wir in Edinburgh noch Campinggas, bevor es dann per Fernbus nach Tyndrum in den Schottischen Highlands weitergeht. Dort bleiben wir für eine Nacht, am nächsten Tag bringt uns ein anderer Fernbus via Fort William auf die Isle of Skye. Kurz nach dem Mittag treffen wir in Portree, dem Hauptort von Skye ein, und steigen dann auf den lokalen Bus um, der uns in ca. 50 Minuten zum Duntulm Castle im Norden von Skye bringt. Mit uns im Bus sind ca. zehn andere Fahrgäste, ausnahmslos alle gerüstet für den Skye Trail. Der Busfahrer hat uns bis zur Telefonkabine gefahren, die den Start des inoffiziellen Trails markiert. «Guys, next stop Skye Trail» brüllte der Busfahrer in schottischem Akzent. Kaum ausgestiegen, stehen wir auch schon am Rand der dramatischen Nordklippen der Isle of Skye. Für uns der Startschuss in ein neues Abenteuer.
Bei der Telefonkabine herrscht erstmal Erleichterung und Aufbruchstimmung. Nach der langen Anreise geht es endlich los, der gesunde Optimismus vor jeder Fernwanderung. Obwohl der Trail vom Norden in den Süden führt, geht es die ersten rund 40 Minuten nördlich zum Ort Rubha Hunish, einer einsamen Schutzhütte am dramatischen nördlichen Ende an der Küste von Skye. Auf einer einsamen Klippe ragt die kleine Hütte oberhalb des Meeres.
Nach einer kurzen Hüttenbesichtigung geht es nun endlich südwärts auf dem Skye Trail. Auf dem Weg begegnen wir zahlreichen Schafen, die mit viel Ruhe ihre Lämmer bewachen und uns neugierig, aber wachsam mustern. Jeder Schritt bringt uns nun dem Ziel im Süden ein Stück näher. Vor uns sehen wir bereits den Beginn der Trotternish Ridge, auf der wir heute unser Zelt aufstellen wollen. Nach ein paar Stunden Küstenwanderung treffen wir in Flodigarry ein, wo wir im lokalen Hotel kurz für eine Cola einkehren. Danach geht es weiter in Richtung The Quiraing und Trotternish Ridge.
Mittlerweile ist es bereits Abend. Nach der Einkehr im Hotel in Flodigarry folgen wir zuerst einer Asphaltstrasse, später geht es bei The Quiraing steil hinauf an ein paar Seen vorbei in Richtung Trotternish Ridge. Das Licht nimmt langsam Abendstimmung an, doch die Sonne geht hier oben erst gegen 22 Uhr unter. Gut für uns, denn so haben wir mehr Zeit zum Laufen. Unser Plan ist es, nach dem grossen Parkplatz nochmals weitere 45 Minuten in die Trotternish Ridge hinein zu laufen, um auf der Ridge oben unser Zelt aufstellen zu können. Kurz vor dem Ende von The Quiraing überrascht uns ein endloser Blick über grüne Hügel, zerklüftete Felsen und das tiefblaue Meer. Und dort, in der Ferne, liegt bereits unser erster Schlafplatz in Sichtweite.
Am Ziel angekommen fällt es mir rückblickend schwer, den Abend auf der Trotternish Ridge in Worte zu fassen. Um uns herum liegt die pure Einsamkeit. Der Zeltspot bietet zum einen eine unglaublich gute Sicht auf den weiteren Verlauf der Trotternish Ridge in Richtung Süden, zum anderen liegt nördlich von uns das Meer und am Horizont sind die Bergketten der Outer Hebrides zu sehen. Jetzt, um 21:45 Uhr verschwindet die Sonne hinter den Bergketten, und dank dem klaren Himmel breitet sich ein unglaublich schönes Farbspektrum über uns aus. Die Felsen schimmern noch etwas orange, und um uns herum herrscht Stille. Wir teilen uns ein Bier, während wir den Moment nach einem Tag voller körperlicher Anstrengung auf uns wirken lassen. Für uns hat sich der Skye Trail nach dem heutigen Abend bereits gelohnt. Genau für solche Momente machen wir solche Touren. Ein permanenter Balanceakt zwischen Verzicht auf Komfort, körperlicher Anstrengung und der unvergleichlichen Belohnung intensiver Naturerlebnisse.