Heute wäre eigentlich unser Ruhetag bei der Kebnekaise Mountain Station, wo wir insgesamt zwei Nächte mit unserem Zelt sein werden. Die Wetterprognose veranlasste uns jedoch dazu, den Ruhetag auf morgen zu verschieben, und stattdessen heute den Kebnekaise, der höchste Berg Schwedens, zu besteigen. Das Kebnekaise-Massiv ist von Gletschern, Geröllfeldern und schroffen Graten umgeben. Auf den Berg gibt es im Wesentlichen zwei Aufstiegsrouten: Die westliche Route (18km Gesamtstrecke, 1400hm, 10h) ist technisch einfacher, allerdings setzt diese eine gute Kondition voraus, da sie länger ist als die östliche Route (14km Gesamtstrecke, 1400hm, 8h). Letztere ist direkter, führt allerdings über Gletscher und hat einige Kletterstellen. Wir entscheiden uns für die erste Variante, und laufen um zirka 8 Uhr morgens los.
Wir laufen einen Teil der gestrigen Route dem Tal entlang zurück, bevor wir dann nördlich zum Kebnekaise abzweigen. Schmal schleicht sich ein in den Fels geschlagenen Weg den Berg hinauf. Die Sichtverhältnisse sind schlecht, und es regnet immer wieder. Selten überholen wir ein paar andere Wanderer beim Aufstieg, ansonsten treffen wir kaum auf andere Leute. Der Aufstieg zieht sich in die Länge, die meiste Zeit sehen wir nur einige Meter weit, da wir stets von dichtem Nebel umgeben sind. Im letzten Drittel wird der Weg weglos, und wir müssen mühselig über schroffes Gelände kraxeln.
Während des ganzes Aufstiegs hoffen wir, irgendwenn aus dem Nebel herauszukommen. Schliesslich kommen wir an einem kleinen Shelter vorbei, bis wir dann das Gletschereis und damit das Ziel unserer Tour erreichen. Uns wir klar, dass selbst der Gipfel stark vom Nebel umhüllt ist. Aus diesem Grund essen wir nur was kleines vor dem Firnfeld, und machen uns im Anschluss wieder auf den Abstieg.
Während des gesamten Abstiegs intensiviert sich der Regen. Ein Bach, den wir beim Aufstieg problemlos überqueren konnten, ist mittlerweile ein kleiner reissender Fluss, den wir nur sehr mühsam überqueren können. Der Weg zurück zur Kebnekaise Mountainstation zieht sich in die Länge, und jeder Schritt erzeugt mittlerweile ein schmatzendes Geräusch in unseren durchnässten Schuhen. Auch die Kleidung ist durchnässt, und wir sind froh, dass wir heute nochmals in der Nähe der Hütte zelten. Denn dadurch konnten wir unsere Kleidung im Trockenraum der Kebnekaise Mountainstation aufhängen. Nach ein paar Saunagängen kochen wir uns ein Abendessen. In der Hütte erfahren wir, dass die Wetterprognose für morgen, unseren Ruhetag, miserabel ist.