Kungsleden

Etappe 5 21. August 2024

Der heutige Tag beginnt ungemütlich. Ich hatte einen tiefen Schlaf, bis ich um etwa fünf Uhr morgens völlig durchnässt aufgewacht bin. Meine Daunenjacke, die ich unter mich gelegt habe, war zusammen mit gewissen Teilen des Dauenschlafsacks komplett durchnässt. Im Zweifel ob ich mir eine kleine Grippe eingefangen habe oder ob ich mich doch nur einfach zu warm angezogen habe, habe einige Schichten ausgezogen und im Zelt versucht aufzuhängen, um dann nochmals zwei Stunden schlafen zu können. Als ich zum zweiten Mal aufwache ist es ungefähr acht Uhr morgens. Nun wird mir erst richtig bewusst, dass alle meine warmen Schichten durchnässt sind von letzter Nacht. Das löst in mir ein besorgniserregendes Gefühl aus, denn draussen ist es kalt und windig. Ohne eine Wahl zu haben, ziehe ich die wenigen dünnen, trockenen Schichten an, die mir kaum Wärme bringen. Die nassen Schichten, insbesondere die Daunenjacke, versuche ich auf den Steinen im Wind zu trocknen.

Nach dem wir zügig gefrühstückt und das Zelt abgebaut haben, machen wir uns bereits an die fünfte Etappe des Kungsledens. Meine nassen Kleidungsstücke binde ich aussen an den Rucksack, damit diese etwas trocknen können. Mittlerweile haben wir uns fast einen ganzen Tag Vorsprung gegenüber unserem eigenen Routenplan aufgebaut. Demnach sind wir bereits in etwa einer Stunde am heutigen Tagesziel. Für uns ist klar, dass wir heute bereits das übernächste Etappenziel in Angriff nehmen. Allerdings werden wir von der Natur ausgebremst, wie wir schon bald sehen werden. Denn um an das nächste Zwischenziel Teusjaure zu gelangen, müssen wir einen weiteren See überqueren. Wir nehmen uns fest vor, diesmal den See selbst mit dem Ruderboot zu überqueren. Je näher wir an den See kommen, desto windiger wurde das Wetter. Am Vormittag erreichen wir das Ufer, wobei es mittlerweile stürmt und der See sich von seiner wohl wildesten Seite zeigt.

Stürmische Verhältnisse am Teusjaure See

Am Ufer treffen wir wieder auf das Paar von der gestrigen Busfahrt und erfahren, dass sie bereits seit mehr als einer Stunde hier gestrandet sind. Die Fähre konnte nämlich wegen des hohen Wellenganges nicht wie geplant fahren, und Rudern sei ihnen zu riskant. Es sei ungewiss, ob die Fähre am späteren Nachmittag fahren wird. Wir sind zunächst ziemlich ratlos, was wir tun sollen. In den nächsten Stunden beobachten wir mehrere Leute, wie sie von der anderen Uferseite auf unsere Seite kommen. Alle werden von der Strömung weggetrieben, und müssen nach der Überquerung das Boot mühsam im Wasser zu uns nach oben schieben. Alle sind komplett durchnässt, weil die Wellen teils ins Boot spritzen. Das bringt uns dazu, auf die Fähre am Abend zu warten. Somit sitzen wir den ganzen Nachmittag, etwa vier Stunden lang, am Ufer des Sees fest. Nach langem Warten sehen wir am anderen Seeufer gegen 17 Uhr, dass die Fähre sich zu bewegen beginnt. Ich packe schnell meine letzten Kleidungsstücke zusammen, die mittlerweile getrocknet sind. Trotz extremem Wellengang fand die Fähre, ein kleines Motorboot, ihren Weg zu uns ans andere Ufer. Wir gehen Vorsichtig über den schaukelnden Landesteg und steigen in das noch stärker schaukelnde Boot. Während er uns beim Einstieg ins Boot hilft, schreit er: You won't die today, but don't stand up during the ride and hold on tight. Als wir am anderen Ufer ankommen, sind wir ziemlich froh, dass wir vorher die Regenausrüstung angezogen haben, denn jede ans Boot perschende Welle war wie eine Dusche.

Aufstieg Hochplateau
Teusjaure am nördlichen Ufer nach der Seeüberquerung

In Teusjaure ziehen wir zuerst die Regenausrüstung aus und bezahlen die Bootsfahrt. Im Laden kaufen wir noch etwas Snacks, die uns für die nächsten paar Kilometer stärken sollen. Es ist bereits später Nachmittag und unser Ziel ist es nach wie vor, die nächste STF-Hütte in Kaitumjaure zu erreichen. Somit hatten wir noch ungefähr 9km Strecke vor uns, wonach wir unserer Berechnung nach gegen 19 Uhr am Ziel eintreffen sollten. Zuerst steigen wir wieder steil aufs nächste Hochplateau hinauf, um dieses dann den rest des Abends zu überqueren. Das Wetter wird freundlicher, es zeigt sich sogar noch etwas Abendsonne.

Abendstimmung auf dem Abstieg des Hochplateaus

Nach ein paar Stunden erreichen wir Kaitumjaure. Wir haben Glück und der Hüttenkiosk hat noch ein paar Minuten geöffnet, womit wir uns mit einer Dose Coca Cola für die Tagesetappe belohnen konnten. Die meisten Gäste sind bereits in ihren Zelten oder dabei, sich für die Nacht bereit zu machen. Wir marschieren allerdings noch ungefähr weitere zehn Minuten von der Hütte weg, um einen einsamen Zeltplatz zu finden. Dort bauen wir unser Zelt auf und kochen uns noch ein Abendessen, bevor wir uns dann für die Nacht parat machen.

Aufstieg Hochplateau
STF-Flagge in Kaitumjaure
Aufstieg Hochplateau
Kaitumjaure

Karte