Kungsleden

Etappe 1 17. August 2024

Der Kungsleden ist mit über 400km Strecke ein Fernwanderweg in Schwedisch Lappland, welcher von Hemavan (Süden) nach Abisko (Norden) führt. Die Einsamkeit und die Abgelegenheit des Weges sowie die vermeindlich unendlichen Weiten der schwedischen Tundra lösen bei mir einen Reiz aus, der mein Herz bereits bei der Tourenplanung höher schlagen lässt. In vielen Tourenberichten lese ich von ‘Europas letzter Wildnis’, die man insbesondere in den Nationalparks Sarek, Stora Sjöfallet und Abisko Nationalpark zu Gesicht bekommt. Für mich ist es eine passende Gelegenheit, mich an das längere Zelten auf Touren heranzutasten und daran zu wachsen. So wird es für mich das erste Mal sein, über viele Tagesetappen meine gesamte Ausrüstung inklusive Essen mitzutragen und unter freiem Himmel im Zelt zu übernachten. Da man jeden Tag an einer Hütte vorbei kommt, hat man immer einen soliden ‘Mental-Backup’ für den Fall, dass mal etwas schief gehen sollte - was sich später auch auszahlen wird. Denn das Klima entlang des Kungsledens ist rauh, schliesslich liegt der Weg im nördlichen Polarkreis und die Begehbarkeit des Weges ist aufgrund des lang anhaltenden Winters nur für ein paar Monate gewährleistet. Gletscher sind hier bereits unter 2'000 Höhenmeter anzutreffen, und in den kargen Landschaften stecken ebenfalls viele Informationen über das garstige Wetter, das die schwedische Tundra in ihrem Bann hält. Selbst im Sommer sind Temperaturen zwischen 5°C und 15°C (Tag) bzw. 0°C und 5°C (Nacht) keine statistischen Ausreisser.

Nach zwei Tagen Anreise aus der Schweiz sind wir rund 1'000km nördlich von Stockholm in Kvikkjokk angekommen, dem Ausgangspunkt unserer Tour und dem Dead End der Asphaltstrasse, auf der wir vorhin ungefähr vier Stunden von Boden (via Jokkmokk) mit dem Bus angereist sind. Die Nacht davor waren wir im Nachtzug von Stockholm nach Boden unterwegs.

Jokkmokk-Kungsleden
Jokkmokk

Kvikkjokk ist einer von fünf möglichen Einstiegspunkten in den Kungsleden, und hat eine verhältnismässig grosse STF-Hütte. Die Svenska Turistföreningen (STF) ist der schwedische Touristenverein, welcher die Hütten entlang des Kungsledens in den Sommermonaten bewartet. Sonst gibt es hier in Kvikkjokk nicht viel mehr, der letzte Supermarkt liegt etwa zwei Stunden Busfahrt hinter uns. Die Etappen haben wir so geplant, dass wir jeden Tag an einer STF-Hütte vorbei kommen. Es gibt STF-Fjällstations (grosse Hütten) und STF-Stugas (kleine Hütten), wobei die meisten von ihnen eine kleine Auswahl an Grundnahrungsmitteln anbieten. Wie wir feststellen, ist das Sortiment gegen Saisonende ziemlich dünn, denn die Vorräte werden nur im Winter aufgefüllt, wenn die Hütten mit dem Schneemobil zugägnlich sind.

Nachdem wir der STF-Hütte einen kurzen Besuch abgestattet haben und vergeblich noch zwei Moskito-Netzte auf den letzten Drücker kaufen wollten, legen wir nun die ersten Meter auf dem Kungsleden in Richtung Norden zurück. Die ersten Meter einer Tour, die etwa 250km lang sein wird. Auf einem gemässigtem Anstieg über einen kleinen Hügel führt der Weg durch einen Birkenwald, wo wir nur selten anderen Wanderern begegnen. Der nasse Weg deutet darauf hin, wie hier das Wetter am Morgen wohl sein musste. Etwas mühsam müssen wir den Weg über die kleinen Bächlein suchen, die sich auf dem Weg formiert haben. Zwar sind viele sumpfige Stellen des Kungsledens mit Holzlatten ausgebaut, oftmals sind die Latten aber so stark morsch, dass man beim darübergehen trotzdem im Sumpf einsinkt. Da zahlt sich gutes, hohes Schuhwerk aus. Nach etwas mehr als einer Stunde öffnet sich der Wald und wir finden uns am Ufer des Stuor Dáhtá, einem ruhigen See umgeben von Hügeln und Wäldern. In der Ferne zieht ein Regenband auf, was uns veranlasst, die Regenausrüstung auszupacken.

Seeufer-Kvikkjokk-Kungsleden
Stuor Dáhtá
Seeufer-Kvikkjokk-Kungsleden
Stuor Dáhtá

Während wir dem Ufer des zweiten Sees Sjabtjakjaure folgen, intensiviert sich der Regen und wir nähern uns dem heutigen Etappenziel Pårte. Bei der Hütte angekommen entscheiden wir uns spontan, noch ein paar Kilometer weiterzulaufen und einen geeigneten Zeltspot zu suchen. Der Weg führt uns in einen dichten, feuchten Wald, wo sich nur wenige Plätze als potentielle Übernachtungsplätze präsentieren. Schliesslich finden wir kurz vor dem nächst grösseren Anstieg, den wir uns für den nächsten Tag aufsparen, einen guten Zeltspot im Wald und bauen dort unser Zelt auf. Den auf uns wartende steile Anstieg auf ein kleines Hochplateau sparen wir uns für den nächsten Tag, der uns mit einer atemberaubenden Aussicht auf die bisher zurückgelegte Strecke belohnen wird.

Kungsleden-Trail
Kungsleden
Kungsleden-Parte
STF Stuga, Pårte
Zeltspot

Karte