Das Urserental ist ein abgeschiedenes Hochtal im Kanton Uri,
eingebettet zwischen imposanten Gipfeln der Zentralschweizer Alpen. Es
erstreckt sich von Andermatt über Hospental bis nach Realp und wird
von einer wildromantischen Natur geprägt. Das Winterhorn (2'662m)
erhebt sich als markanter Gipfel im südlichen Bereich des Urserentals.
Nachdem ich bereits vor zwei Tagen auf dem Stotzigen Firsten gewesen
bin, der am Ende des selben Tals liegt, steige ich heute auf das
Winterhorn auf. Die Tour bringt rund 1'200hm Aufstieg und eine Strecke
von etwa 5.5km bis zum Gipfel. Da ich alleine unterwegs bin, weiss ich
noch nicht, ob ich es bis zum Gipfel durchziehen werde. Denn dort
führt der Aufstieg über den leicht ausgesetzten Südgrat, bei dem man
die Ski an den Rucksack bindet und hochkraxelt. Angekommen in
Hospental, suche ich den Weg aus dem Dorf und kann auf der Strasse des
Gotthardpasses bereits die Ski anziehen. Dann geht es einige wenige
hundert Meter entlang der Passstrasse, bevor ich dann rechts ins alte
Skigebiet Hospental abzweige.
Ähnlich wie beim Stotzigen Firsten ist auch der Aufstieg zum Winterhorn sanft und verläuft über mehrere Buckel hoch. Die Route führt an dem alten Skigebiet von Hospental entlang, welches mittlerweile nicht mehr betrieben wird, und die Anlage vor sich hin verlottert. Schon fast etwas old school, da kommen bei mir Erinnerungen an das Videospiel SSX On Tour hoch, das ich in meiner Kindheit intensiv gespielt habe. Das Wetter ist herrlich und es hat einige wenige Tourengänger vor und hinter mir.
Nach etwas mehr als eineinhalb Stunden Aufstieg komme ich dem Gipfel immer näher. Der letzte Teil zum Winterhorn ist sehr steil. Ich habe die Option, entweder mit den Ski im zick zack bis zum Gipfel zu touren, oder über den Südgrat hoch zu kraxeln. Da ich letzteres letztes Jahr bereits einmal gemacht habe, und es noch andere Skitourer auf der Route hat, entscheide ich mich für die Kraxelei. Ich folge weiterhin den Skispuren, bis diese sich in Fussspuren verwandelt. Dort schnalle ich die Ski ab und binde sie mir auf den Rucksack. Die Kraxelei ist leicht ausgesetzt, allerdings relativ stark vereist. Ich schlage mir tritte in die Eisschicht, sodass ich sicheren halt habe. Nach etwa zehn Minuten kraxelei bin ich auf dem Gipfel und werde mit einer fantastischen Aussicht belohnt. Die Weitsicht ist heute besonders gut, im Hintergrund erhebt sich das Finsteraarhorn. Ich realisiere, dass weit unten die Gotthard Passhöhe ist. Nach einer kleinen Pause mache ich mich an die Abfahrt. Dabei folge ich der gleichen Route wie der Aufstiegsroute, und bin so gegen Nachmittag wieder in Hospental.