Es ist Morgen und wir befinden uns in einem Seitental der Cuillin Hills. Es weht kaum Wind und die feuchte Wiese, auf der wir am Vorabend unser Zelt aufgeschlagen haben, wird von der Sonne erwärmt. Dieses Zusammenspiel hat einen unangenehmen Nebeneffekt, denn die lästigen Midges werden dadurch besonders aktiv. Beim Blick an die Zeltplane realisieren wir, dass der Zeltabbau alles andere als angenehm werden wird, da sich unser Zeltplatz als Moskitobrutstätte entlarvt. Eingepackt mit einem Maschennetz über den Kopf und Gore-Tex Kleidung, lassen wir den morgendlichen Kaffee aussen und bauen unser Lager in Rekordzeit ab, um den lästigen Biestern zu entkommen.
Zurück auf dem Trail geht es zuerst am Loch na Creitheach entlang, der ebenfalls von den Cuillins Hills umgeben ist. Als sich die Situation um die Midges entspannt, machen wir eine entspannte Pause und kochen uns erstmal einen Kaffee auf und putzen uns in Ruhe die Zähne. Danach öffnet sich das Tal und wir erreichen die Camasunary Bay und das Meer. Wir befinden uns in einer sehr einladenden Bucht umgeben von den Cuillin Hills. Wir nehmen uns die Zeit, die Camasunary Schutzhütte kurz zu besichtigen und machen uns danach weiter in Richtung Süden.
Nach der Camasunary Bay führt der Trail an der steilen Küste entlang in Richtung Elgol. Der Küstenweg führt zu weiteren Buchten, wobei sich dieser steil durch die Hänge entlang der Küste schlängelt. Teilweise ist der Weg stark mit Büschen verwuchert und etwas mühsam zu begehen. Bei schlechtem Wetter ist dieser Abschnitt bestimmt kein Spass. Nach einigen Kilometern Küstenwanderung erreichen wir schliesslich Elgol.
Elgol ist eine kleine Siedlung direkt am Meer. Eine Art Mikro-Kommune, in der es ein kleines Kaffee, ein paar Häuser, einige Kühe und einen Hafen gibt. Hier rasten wir für eine weitere Stunde und gönnen unseren Füssen und Schultern etwas Erholung.
Nach der Pause in Elgol zieht es uns auf dem letzten Teil der heutigen Etappe in Richtung Torrin. Der Weg führt mehrheitlich auf Asphalt entlang. Für uns gar nicht mal so suboptimal, denn dadurch können wir unsere Kräfte etwas schonen und den Weg gewissermassen ‘materialisieren’. Trotz Asphalt begegnen wir weiteren einzigartigen, grösstenteils einsamen Landschaften und können nochmals die Cuillin Hills aus der Ferne bestaunen.
An der Bay vor Torrin stellen wir unser Zelt auf. Wir sind etwas verunsichert, ob uns auch hier eine weitere Midges Plage am nächsten Morgen erwarten wird. Mangels Alternativen riskieren wir es, und bauen unser Zelt nur wenige hundert Meter von der Küste entfernt auf. Zwei Hügel der Red Cuillins präsentieren sich im schönsten Licht der Abendsonne, und Wolkenschleier von der Küste ziehen über andere umliegende Hügel. Ein tolles Naturschauspiel, dem wir stundenlang zusehen könnten. Beim Kochen stellen wir fest, dass unser Gas aufgebraucht ist. Einige hundert Meter von uns entfernt entdecken wir ein anderes Zelt, was uns dazu veranlasst, dort um Gas zu fragen. Netterweise dürfen wir es ausleihen, und der anstrengende Tag kann mit einer warmen Mahlzeit beendet werden. In meinem Rucksack finde ich noch eine Dose Cider, die ich wohl etliche Kilometer mitgetragen habe. Höchste Zeit, diese zu trinken!