Eigentlich wollte ich heute noch einmal eine Sonnenaufgangstour auf
den Pilatus machen, da der Saharastaub der letzten Tage jeweils für
besonders stimmig gefärbte Morgenhimmel gesorgt hatte. Da aber bereits
am Vorabend dicke Wolken am Himmel hingen, habe ich diese Idee wieder
verworfen. Stattdessen entscheide ich heute Mittag spontan, auf das
Widderfeld zu wandern und vielleicht ein paar tolle Aufnahmen während
der Dämmerung machen zu können.
Als ich im Eigenthal um ca. 13:30 Uhr loslaufe, bin ich gegen den
Strom unterwegs. Die meisten Leute kommen mir entgegen – und niemand
steigt um diese Zeit noch auf den Pilatus bzw. das Widderfeld hoch.
Verständlich, wenn man bedenkt, dass es um ca. 17 Uhr bereits dunkel
wird. Genau aus diesem Grund habe ich auch meine Stirnlampe im
Rucksack dabei. Der Aufstieg durch dichte Laubwälder verläuft
grösstenteils im Schatten, sorgt aber für bildhafte Herbststimmung.
Via Oberalp und Felli gelange ich dann auf den Sattel, von dem man
entweder zum Mittaggüpfi oder Widderfeld wandern kann. Beim Wegweiser
zweige ich links in Richtung Widderfeld ab.
Den Anstieg von Felli bis zum Gipfelkreuz des Widderfelds unterschätze
ich immer wieder. Das Gelände wirkt so nahe und der Anstieg wirkt
immer wieder aufs Neue so sanft. Die Strecke erfordert nochmals viel
Anstrengung – doch die letzten hundert Meter präsentieren sich mit dem
rauen, braun verfärbten Gras genau so malerisch, wie ich es noch in
Erinnerung habe. Auf dem Gipfel koche ich mir eine Mahlzeit und lasse
die Bergwelt auf mich wirken. Die Sonne zeigt sich zwar ab und zu,
doch im Westen ist die aufziehende Schlechtwetterfront deutlich
erkennbar. Ab nächster Woche sollen die Temperaturen sinken – und der
kalte Wind ist bereits ein erster Vorgeschmack. Etwas früher als
geplant mache ich mich in der Abenddämmerung wieder auf den Abstieg.
Bis zu Felli benötige ich die Stirnlampe noch nicht, doch spätestens
ab dort hätte ich ohne sie keine Chance. Zu dunkel ist es in den
Wäldern, und etwa auch nach einer Stunde auf der Forststrasse ist
praktisch kein Licht. Bei der Alp Lütoldsmatt begegne ich einem Auto –
der lokale Jäger erspart mir den Abstieg der letzten 6 Kilometer in
der Dunkelheit. Etwas früher als geplant, aber völlig zufrieden
erreiche ich mit ihm den Bahnhof in Alpnach.