Seit ich vor ein paar Jahren den Uri Rotstock im Isenthal bestiegen
habe, reizt mich auch sein kleiner Bruder – der Engelberger Rotstock.
Dieses Jahr habe ich schon einige Anläufe nehmen wollen, doch das
Wetter hat mir ein paar Mal einen Strich durch die Rechnung gemacht.
Es ist bereits Ende September, und an diesem Wochenende wird nochmals
viel Sonne und blauer Himmel erwartet – und so nehme ich die Tour in
Angriff.
Los geht die Tour um 07:50 Uhr in Oberrickenbach, wo ich mit dem
Postauto ab Wolfenschiessen relativ einfach hinkomme. Den
Menschenandrang an der Talstation der Bannalpbahn umgehe ich gekonnt,
indem ich meine Wanderung direkt bei der Postautohaltestelle starte.
Dort folge ich dem Wanderweg, der mich über schattige Hänge hinauf zur
Alp Hag führt. Im Hintergrund leuchtet der Brisen bereits in der
Morgensonne. Ich traversiere allerdings weiter in den Schatten hinein
rüber zur Bannalp, und lege dabei weitere Höhenmeter zurück.
Angekommen in der Bannalp treffe ich auf die ersten Tagestouristen,
und laufe mit ihnen und den ersten Sonnenstrahlen hoch zum Schonegg
Pass.
Auf dem Schonegg Pass öffnet sich ein Weitblick ins Isenthal und im Hintergrund erkenne ich bereits den Engelberger Rotstock. Eindrücklich, wie sehr sich der Uri Rotstock und der Engelberger Rotstock ähneln. Ich realisiere, dass mein heutiges Gipfelziel noch in weiter Ferne liegt und bis dahin noch ordentlich Strecke und Höhenmeter zurückgelegt werden müssen. Doch die nächsten Kilometer durch das Schöntal sind kurzweilig, da die Landschaft sehr eindrücklich ist und ich praktisch alleine unterwegs bin. Je näher ich an mein nächstes Zwischenziel komme, umso alpiner wird die Landschaft. Der letzte Anstieg hoch zum Rotgrätli führt über alte Gletschermoränen und geschliffene Felsformationen.
Ab dem Rotgrätli wirkt der Engelberger Rotstock zum greifen nah, und ab hier befinde ich mich in alpinem Gelände. Doch der Weg verläuft die nächsten Kilometer erstmal sanft steigend in Richtung Engelberger Rotstock. Bevor ich zur Engelberger Lücke gelange, nimmt die Steigung nochmals zu und der Anstieg über relativ loses Gestein ist anstrengend. Ab der Engelberger Lücke begibt man sich in den rötlich schimmernden Hut des Engelberger Rotstocks hinein, und der Anstieg verläuft mehr oder weniger direkt hoch zum Gipfel. Hier wird das Gelände nochmals etwas steiler, und auch die Bodenbeschaffenheit nochmals rauer. Ab und an setze ich meine Hände ein, um mich etwas sicherer fortbewegen zu können. Nach etwa 20 Minuten Gipfelanstieg stehe ich oben auf dem Engelberger Rotstock – und bin überwältigt von der Aussicht, ziemlich zufrieden und dankbar, dass ich die Tour heute endlich durchgezogen habe. Genau für dieses Gefühl der Erfüllung bin ich in den Bergen unterwegs.
Danach mache ich mich auf den Abstieg und laufe via Rugghubelhütte alles hinunter bis nach Engelberg. Die Zeit für den Abstieg habe ich etwas unterschätzt, gerade die Distanz vom Engelberger Rotstock bis zur Hütte zieht sich bereits ordentlich in die Länge. Danach geht es mit dem Zug wieder zurück nach Luzern.